… oder warum ich Partyknipser eigentlich nicht leiden kann…
Nicht, dass mich hier jemand falsch versteht: Ich pflege nicht mehr in Diskotheken oder ähnliche Etablissement zu gehen – nachdem ich Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts zu Studentenzeiten lange Zeit als Discjockey gearbeitet habe (ich bin tatsächlich schon so alt!), habe ich für meine Restlebenszeit vermutlich genügend „Diskothekencharme“ inhaliert, um jetzt noch dort aufzuschlagen…
Seitdem digitale Kameras erschwinglich geworden sind, seitdem es Foren und ähnliche Communities im www gibt, wo solche Bilder gezeigt werden können und seitdem einige Zeitgenossen festgestellt haben, dass eine DSLR plus Aufsteckblitz plus imposantem Bouncer mächtig Eindruck machen können (und es vielleicht sogar noch ein Freigetränk für’s Knipsen gibt), seit dieser Zeit also hat auch eine Bewusstseins-Veränderung beim fotografierten Publikum eingesetzt.
Deshalb jetzt auch die Erklärung für irritierte Leser, warum so ein Beitrag unter so einer Headline auf einer Konzertfotoseite steht. Stellen wir uns doch einmal die folgende Situation vor:
Die Band steht auf der Bühne und gibt ihr Bestes. Der Lichtmensch macht aus den vorhandenen Möglichkeiten ebenfalls das Beste und der Fotograf (in diesem Fall ich) versucht, die Stimmung so einzufangen, dass am Ende alle zufrieden sind – nachvollziehbar, oder?
Und jetzt kommt’s: Während ich also durch den Sucher irgendein Bandmitglied verfolge, um einen „guten Schuss“ zu erhaschen, werde ich im besten Fall an der Schulter angetippt (im übelsten Fall kräftig in den Rücken gepatscht, herumgedreht oder es wird mir unvermittelt ins Ohr gebrüllt):
„Ey Alda, mach’ ‘mal ‘n Bild
- [_] von mir,
- [_] mir und meiner Tusse,
- [_] mir und meinen Kumpels,
- [_] (egal)!“
Ja, muss das denn sein? Ich mache auf dem Gig auch nur meine Arbeit, die sich aber darauf beschränkt, Musiker (und ggf. noch Publikum als solches) abzulichten. Ich bin nicht der Fotodödel, der irgendwelche mit Bierbuddeln posierenden dämlichen Grinsies knipst. Leider verstehen das nicht alle und wollen dann noch mit mir diskutieren, warum denn nicht und sie seien das doch so gewohnt aus der Disse.
Das wiederum bestärkt mich dann wieder einmal in meiner Ansicht, dass ein Herr Pawlow heute nicht mehr mit Hunden, Fresschen und Glöckchen experimentieren würde. Vermutlich nähme er heute eine Digitalkamera und ganz normales Diskothekenpublikum. Und irgendwie werde ich auch den Verdacht nicht los, dass die ungezählten Partyknipser an dieser Verhaltensweise mancher Konzertbesucher nicht ganz unschuldig sind…
Versteht jetzt jemand die obige Überschrift?