So… da stehe ich also vor der Hörnbühne und warte darauf, dass die ehemals angesagteste deutsche Band, wenn es um Massenhysterie weiblicher Teenager ging, erstmalig das Kieler Publikum beschallt.
Erste Eindrücke:
- Kreischen geht auch bei nunmehr dreißigjährigen Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts noch.
- Männliche Konzertbesucher sind deutlich in der Minderzahl.
- Auf der gewohnt großen (und tiefen sowie hohen) Hörnbühne ist im hinteren Teil eine weitere (nochmals erhöhte) Bühne aufgebaut.
- Und – wie zum Teufel – soll ich zwischen all den auf der Bühne verteilten LED-Spargeln auch nur einen Musiker unfallfrei abgelichtet bekommen?
Egal, es geht los und klingt elektro-lastig. Zwischendrin wabern Synthi-Klänge und dumpf poltern Bass und elektronisches Drumset drumherum. Eines der beiden Drumsets steht übrigens ganz vorne rechts am Bühnenrand – vom Drummer ist eigentlich kaum etwas zu sehen, aber er muss wohl da sein, denn ab und zu bewegt sich ein elektronische Gummi-Becken.
Und dann kommt ER! Nein, nicht Tom, welcher momentan einen Nebenjob als Toyboy von Heidi Klum hat, sondern der wirkliche ER: Bill Kaulitz steht ganz hinten ganz oben mit Headset-Mikro-Kombi in seiner schwarzen Plastikhose und… greift sich erst einmal beidhändig in den Schritt – tausendfaches Kreischen antwortet ihm. Kurzer Check: Tattoos, Piercings, Sonnenbrille und erblondete Haarpracht sitzen, dann kann es ja losgehen.
Die Fotografen fluchen über die riesige Distanz zu den Musikern, den Nebel und sowieso, weil es dazugehört, die weiblichen Wesen im Publikum kreischen – weil es ebenfalls dazugehört – und ich mache mich nach drei Songs wieder aus dem Graben und verlasse das Konzertgelände durch den Notausgang, den die tolle Security für mich öffnet.
Fazit: Dieses Review ist völlig unfair, weil es ein Mann geschrieben hat, der älter als dreißig ist.
